Der Stasi auf der Spur
Im Rahmen eines Forschungsvorhabens sind wir in der Stasiunterlagen-Behörde in Berlin.
Fast alle Plätze im Lesesaal sind besetzt. Das Interesse an den Dokumenten der DDR-Geheimpolizei scheint noch immer groß. Wir schauen uns die Akten eines Inoffiziellen Mitarbeiters (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) an. Von den 1960er Jahren bis zum Untergang des SED-Regimes berichtet der Mann aus seinem beruflichen und privaten Umfeld an seine im Lauf der Zeit wechselnden Führungsoffiziere einer Stasi-Bezirksverwaltung.
Auf Dienstreisen im In- und Ausland hält er für das MfS die Ohren offen und selbst nach Urlauben hinterträgt er im Geheimen etliches über seine Reisebekanntschaften. Seine Auskünfte über andere gehen auch ins Private. Das ist es auch, was die Stasi interessiert. Vieles liest sich wie simple Tratscherei. In den Händen einer Geheimpolizei wird diese Tratscherei institutionalisiert und instrumentalisiert. Auf diese Weise können selbst Banalitäten zu harten Konsequenzen führen. Was mit den Informationen passiert, die er konspirativ liefert, das erfährt der IM nicht. Erhalten geblieben sind Treffberichte der Stasi-Mitarbeiter sowie Abschriften von mündlichen Berichten, die der Führungsoffizier offenbar bei den Treffen mit einem Tonband mitschneidet. Besonders interessant sind für das MfS jene Dienstreisen, die der Mann in den Westen unternimmt. Dafür erhält er besondere Aufgaben, soll zielgerichtet Kontakte zu Personen knüpfen und die „Regimeverhältnisse“ in der Bundesrepublik studieren. Zurückgekehrt berichtet er umgehend über die Erfüllung seiner Aufträge. Wie so viele Unterlagen zu Inoffiziellen Mitarbeitern ergeben auch die Dokumente zu diesem Fall ein Zeugnis von der alltäglichen Spitzelei in der DDR.
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