Familienfest

 

 

 

Zeitreise Seelower Höhen war am 8. Mai erstmals beim Museumsfest in Berlin- Karlshorst.

Jedes Jahr erinnert das Deutsch-Russische Museum einen ganzen Tag lang mit einem vielseitigen Programm an die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht im eigenen Hause. Im Terminkalender der Russischen Botschaft ist das Jubiläum in Karlshorst eine feste Größe, für in Berlin lebende Russen ebenso. Neben Politikern, Militärs und Veteranenverbänden zeigen vor allem die vielen Zivilisten, dass dieses Datum in der russischen Erinnerungskultur einen zentralen Stellenwert hat. Wie jedes Jahr ist das Programm sehr vielgestaltig.

Es gibt Lesungen, Filme, einen ökumenischen Friedensgottesdienst am Panzerdenkmal, eine Kranzniederlegung. Kuratoren führen durch die Sonderausstellung „Geboren in der Revolution. Das erste Jahrzehnt der Roten Armee“. Daneben ist der Garten des historischen Ortes Anziehungspunkt für die Besucher. Es gibt drei Konzerte und abends bittet ein DJ zum Tanz. Hüpfburg und Schminken locken die Kinder an. An den ausgestellten Panzern und Geschützen finden Werkstattgespräche und Besichtigungen statt. Dazu gibt es Bücher- und Infostände, Essen und Trinken aus russischer und deutscher Küche. Dieses anspruchsvolle und vielseitige Programm macht es zu einem echten Museumsfest. Zum Nachmittag/Abend geht es in ein großes Picknick über und wird so zu einem vorsommerlichen Sommerfest. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen hier sind: neben ganzen Familien, machen junge und mittlere Altersklassen zwei Drittel der Besucher aus. Das Thema interessiert die Jungen und die Machart zieht sie an. Bei den Picknicks am Nachmittag wuseln Kinder auf der Wiese, erkunden das Museum und draußen das Großgerät. Offen für Besucher ist in diesem Jahr das sowjetische Sturmgeschütz SU-100. An dem Panzer gibt es ständig Schlangen. Mitunter warten die Gäste geduldig bis zu einer Stunde. Dabei sind es nicht mehrheitlich Männer, die es in das Innere des Stahlkoloss zieht, sondern Kinder, Jugendliche, Mütter und Töchter. Weil der Andrang so groß und nicht abreißt, gehen wir dem Restaurator zur Hand und übernehmen der Zeige- und Erklärteil, wenn der Unermüdliche mal eine kleine Pause machen muss.
Gäste kommen auch aus dem nichtrussischen Raum, Brasilien, der Schweiz, Dänemark, den Niederlanden sowie aus England. Für Überraschung sorgen die Dänen: sie stecken in Uniformen der Roten Armee.

Angereist sind ebenso viele Individual-Touristen aus Russland und einigen Teilrepubliken der GUS sowie offizielle Jugendgruppen. Dazu kommen viele in Berlin lebende Russen und zahlreich deutsche Gäste. Zu ersteren gehören etliche ehemalige Offiziere mit ihren Familien, die teilweise auch in Berlin leben. Unsere ersten 20 Gäste sprechen ausschließlich Russisch. Mit einem Gemisch aus englischen, russischen und deutschen Wortbrocken sowie mit Händen und Füßen klappt das Verständigen. An unseren Stand beim Großgerät des Museums schauen einige im Lauf des Tages gleich zweimal vorbei. Zum Reden gibt es reichlich Stoff; immerhin bereitet die Schlacht um die Seelower Höhen all das vor, was 1945 hier stattfindet. Das Publikum freut sich über unser Engagement für das große Schlachtfeld im Oderbruch: „Weiter so, hört nicht auf, das ist wichtig und wie ihr es macht, auch ansprechend.“

Text: André Vogel, Tobias Voigt

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