Der infanteristische Einsatz im Oderbruch Mann gegen Mann ?

Verhältnis der Infanteristen

Übersicht der gesamten Infanteristen an der Oderfront: zum Beginn des Angriffs am 16. April 1945 verfügte die 9. Armee in ihrem Abschnitt über ca. 129.000 Soldaten. Nur ein Teil davon war kampferfahren. An allen Frontabschnitten wurden die Einheiten mit Luftwaffensoldaten, Wach- und Volkssturmeinheiten, Männern des Reichsarbeitsdienstes, von Zoll, Polizei oder mit Depotpersonal aufgefüllt. Der Anteil der kampferfahrenen Truppen lag in den Verbänden im Durchschnitt bei 25 % . Dabei lag die Gefechtsstärke der einzelnen Truppenteile oft weit unter deren Sollstärke. Auf sowjetischer Seite verfügt Marschall Shukows 1. Weißrussische Front dagegen über 909.000 Soldaten. Daraus ergibt sich ein Verhältnis von 7:1 zugunsten der Roten Armee.
Soldaten
7:1
Soldaten

Wehrmacht Infanterie

Klassische Infanteristen der Wehrmacht waren im Frühjahr 1945 nur noch sehr selten vorhanden. Die enormen Verluste der vergangenen Abwehrschlachten konnte nunmehr nicht adäquat aufgefüllt werden. Sämtliche Einheiten waren in ihrer Kampfkraft stark reduziert, unterbewaffnet und unzureichend mit Munition versorgt. So wurden die dünn besetzten kampferfahrenen Einheiten mit rasch aufgestellten und wenig bis gar nicht ausgebildeten Feld- und Ausbildungseinheiten, Marine- und Luftwaffensoldaten oder von Zoll und Polizei aufgefüllt. Beispielhaft dafür ist die Besatzung der Stadt Seelow. Sie bestand aus einem Panzergrenadier-Feldersatzbataillon, das zur Hälfte aus Kompanien des Volkssturm bestand und zu anderen Teilen aus Luftwaffe und Marineangehörigen. Wie sollte unter diesen Voraussetzungen ein wichtiger Stützpunkt gegen einen solchen, zahlenmäßig und materiell überlegenen Feind verteidigt werden? Selbst die Versorgung und Ausstattung mit Infanteriewaffen, konnte in den letzten Monaten nicht mehr sichergestellt werden. Bei Zeltbahnen, Pistolen, Feldspaten, Leuchtpistolen und Feldstechern sah es nicht anders aus.

Rote Armee Infanterie

Die Lage der sowjetischen Infanterie sieht im Vergleich zur Deutschen anders aus. Selbst die Rote Armee kennt zu diesem Zeitpunkt Personalmangel. Auch ihre Divisionen verfügen nur über die Hälfte an Männern und Material, aber sie kann viel mehr Divisionen aufbieten. Ihre Probleme ergeben sich aus der Überdehnung der Versorgungswege aufgrund des schnellen Vormarsches. Für die Versorgung der Truppen müssen sehr große logistische Anstrengungen unternommen werden, um für die letzte Schlacht gewappnet zu sein. Das Auffüllen der kämpfenden Truppe mit Soldaten gelingt aber auch auf sowjetischer Seite nicht mehr ohne weiteres. Vermehrt kommen Strafeinheiten zur Auffüllung der dezimierten kämpfenden Verbände. Für die Schlacht um die Seelower Höhen werden den einzelnen Infanteristenverbänden zur Unterstützung im Kampf direkt Panzer und Selbstfahrlafetten unterstellt, um ein direktes Zusammenwirken zwischen Infanterie und Panzerwaffe zu gewährleisten – ein doch sehr beruhigender Umstand für jeden Soldaten, der den Befehl zum Angriff erhält.

Quellen

  • Brennendes Oderland, Fritz Kohlase
  • Der Kampf um die Seelower Höhen, Karl Stich
  • Seelower Höhen 1945, Roland Foerster
  • Der Kampf um Berlin 1945, Tony Le Tissier
  • Seelow 1945, Richard Lakowski
  • Moskau, Seelow, Berlin, Stafan Doernberg