Feldmäßig
Bei der ersten offenen Schlachtfeldtour in diesem Jahr gibt es ein Versorgungsschmankerl. Wir bewegen uns diesmal kulinarisch und zeitreisegemäß näher am Ursprungsthema.
In reinstem Kaiserwetter erstrahlt das Oderbruch bei schönstem Sonnenglanz und geizt nicht mit hervorragender Weit-Sicht. Besucher reisen aus der Schweiz an, aus … und … Gekonnt schlängelt sich die Fahrzeugkolonne über das einstige Schlachtfeld des Kampfes um die Seelower Höhen, gerade so, als hätten es die Gäste bis zur Routine bestens eingeübt. Leichter Wind schmeichelt den Betrachtern am Ufer der Oder und zeigt das Antlitz einer Landschaft, die vor über 70 Jahren kaum anders, aber wesentlich unfriedlicher ist. Dieser Kontrast macht das Erzählen und Nachempfinden der damaligen Ereignisse umso spannender
Unser bewährter Pfad durch die Schlacht-Geschichte verläuft dieses Mal etwas anders als gewohnt. Die Route führt zur Mittagszeit nach Alt-Tucheband, einem der Orte mitten im Kampfgeschehen der Schlacht, und uns zum Essenfassen. Zwei Mal im Jahr wirft der Verein Die Tuchebander eine originale NVA-Feldbäckerei an, mit viel Leidenschaft und einembeträchltichen Aufwand für Betrieb und Unterhalt. Immerhin stärkt den Frauen und Männern um Jörg keine ganze Armee den Rücken. Damals hat jede NVA-Division eine solche Feldbächerei zur Versorgung ihrer 8.000 bis 11.000 Mann im Bestand. Elf Tonnen Brot in 24 Stunden – dieser beachtliche Ausstoß ist nötig, um die Soldaten kampffähig zu halten. Brot gibt es auch heute, frisch, warm, duftend – Komissbrot vom feinsten. Doch die Konkurrenz am Tourtag ist hart. Die Feldbäckerei wirft ebenso gekonnt Krustenbraten und mehrere Sorten Blechkuchen aus. „Ohne Verpflegung keine Bewegung“ und „Ohne Mampf kein Kampf“.
In der Sonne räkelnd, lässt sich fast die Tour vergessen. Bevor das passiert bauen wir quasi im Schatten der Feldbäckerei unser Geschichtsdessert auf. Vereinsmitglied André Vogel in seiner Eigenschaft als Sprengmeister des Kampfmittelräumdienstes weist unsere Gäste anhand von zahlreichen Exponaten in den Infanteriekampf Mann-gegen-Mann und Mann-gegen-Panzer ein, so wie er in der Schlacht um die Seelower Höhen stattgefunden hat. Allein beim Anheben des einen oder anderen Originalstücks wird klar, das dies ohne Mumm in den Knochen und damit ohne Feldbäckerei gar nicht gehen würde. So bietet diese Tour ein ganz reales Schlaglicht auf das, was hinter den vorderen Linien im Krieg passiert: die Logistik zum Aufrechterhalten der persönlich-körperlichen Kampffähigkeit. Oft tritt der Blick darauf vor den Schlaglichtern auf Bewaffnung und Ausrüstung in den Hintergrund. Hier lies es sich mal sogar mit den Zähnen greifen.
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