Macht Dampf !
Zeitreise Seelower Höhen e.V. ganz öffentlich beim Dampfpflügen in Friedersdorf
Vor elf Jahren findet das letzte Dampfpflügen südlich von Seelow statt. Gastgeber damals wie heute: Landwirt und Bundestagsabgeordneter Hans-Georg von der Marwitz. Wer einmal die urigen Maschinen bei der Arbeit erlebt, lässt sich dieses Schauspiel nicht entgehen. Die Anfänge der modernen, mechanisierten Landwirtschaft schöpfen ihre altertümliche Kraft aus der Steinkohle, aus Wasser und heißer Luft. Dabei fauchen und zischen sie, qualmen und schwitzen – ein urwüchsiges Schauspiel!
Was haben wir nun mit einem Treffen historischer Landmaschinen gemeinsam? Richtig! Beides sind Zeitreisen. Dass alte Traktoren, Dreschmaschinen, Pferdefuhrwerke aber auch mit der Schlacht um die Seelower Höhen zu tun haben, mag Besucher aus der Ferne verwundern. Doch, geradezu magnetisch schien unser Stand auf die Besucher zu wirken. Neben einem lebensgroßen Diorama zeigen wir Karten, Modelle und Exponate und sind rund um die Uhr im Gespräch mit Besuchern. Zur Hochzeit am Mittag des ersten Tages sind Stand und Diorama vor Menschen kaum noch zu sehen. Kinder freuen sich über die Gelegenheit, hinter das Steuer des sowjetischen GAZ-67 klettern zu dürfen und ihre Mütter freuen sich über den Schnappschuss mit strahlenden Kinderaugen. Auch so mancher Erwachsene posiert gerne vor dem seltenen Allradler oder fachsimpelt zum 3D-Rätsel des sowjetischen Soldaten mit der deutschen Panzerfaust.
Großer Andrang herrscht an der Landkartkarte mit den Angaben zum Verlauf der Schlacht, der sich noch vergrößert, wenn André Vogel die vielen taktischen Zeichen und die Geschichten dahinter erklärt. Für viele ortskundige Besucher ist es besonders eindringlich, den Weg der damaligen Kämpfe nachzuvollziehen. Die Spuren dieser Schlacht sind für Gäste von außerhalb einfach irgendwelche Orte. Für die Menschen hier ist es Heimat. Und diese Heimat ist für sie besetzt mit den Stationen ihres eigenen Lebens: der Schulweg, der Hof der Großeltern, der Bolzplatz am Dorfrand, der Angelteich. All das klingt nach ganz normalem Leben und das ist es auch. Doch zurückversetzt in die Zeit der Schlacht sind diese beschaulichen Orte Stätten des Schreckens, der Zerstörung und des Todes: Laufgräben, Feuerstellungen, Unterstände, Frontlinien, Minenfelder. Wie sehr das eigene Lebensumfeld, die Topografie des Privaten, im Oderland mit großer und trauriger Geschichte geradezu kontaminiert ist, das fällt in unserem Alltag nicht auf. Erst das Overlay mit den Zeichen der Krieger und des Krieges legt den Informationsteppich der Geschichte über die persönliche Landkarte und lädt sie mit einer Bedeutung auf, die über das Eigene weit hinausreicht.
Während die Besucher verweilen, schauen und fragen, zieht unweit von uns das Dampfpfluggespann seine Bahnen. Angereist aus Bayern und eines von nur drei Paaren, die in Deutschland noch existieren, sind sie die Attraktion des Treffens. Genau solche Maschinen gibt es auch einst im Oderbruch und nach dem Krieg halfen sie dabei, tausende von den abertausenden Minen zu beräumen, die hier unter der Krume lagen. So nah kann der Krieg an der friedlichen Landwirtschaft sein. In diesen Momenten reist die Zeit zu uns …
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