Schule auf Schlachtfeld

 

ZSH-Geschichtsstunde am Gymnasium Seelower Höhen

Die Anfrage kommt per Mail vor den Sommerferien. Es ist ein Schüler, der bei einer unserer Schlachtfeldtouren dabei gewesen ist. Ob wir zu ihrem Schulfest kommen würden, am ersten Schultag nach den Sommerferien.

Sieben Uhr und kein Schüler ist zu sehen. Der gepflegte Schulrasen ist morgenfeucht, die Sonne scheint, doch sie wärmt noch nicht. Wir bauen unseren Stand auf, das Diorama, die Karten, Ausstellungsstücke, Infotafeln.

Ab 8 Uhr kommen sie, zu zweit, zu dritt, in Gruppen, Jungen und Mädchen für sich, manchmal zusammen. Die einen stürmen neugierig unseren Stand, andere kommen etwas schüchtern näher. Und sie fragen. Was ist das? Was macht ihr hier? Aha, Zeitreise, aha, Seelower Höhen! Die Schlacht! Was hier war an dieser Stelle, damals! Wir gefährlich war dieser Krieg hier; wie gefährlich ist er noch heute? Wie erging es den Soldaten und wie den Zivilisten?

Die zentrale Projektarbeit für das Schulfest war ein Kartentrio, an dessen Ende eine georeferenzierte Karte entstand.  Diese zeigt, was 1945 am heutigen Standort des Gymnasiums passiert ist, wie die Örtlichkeit vom Krieg in Anspruch genommen wurde und wie sich der Stadtplan Seelows in der Folge verändert. Die Stadt ist in den über 70 Jahren expandiert. Wo einst Felder waren und eben im Frühjahr 1945 Stellungen der Wehrmacht, da stehen Jahrzehnte später Schulgebäude. Für die Schüler von heute ist das Terra incognita.

Wir kommen aus dem Zeigen und Erklären gar nicht mehr raus – für Stunden. Wo Schüler sind, sind die Lehrer nicht weit. Auch sie kommen. Geschichte, Mathe, Sport, auch die Direktorin ist begeistert; über das Engagement ihrer Schüler, uns an das Gymnasium zu holen und über unsere Präsentation. Ihre Erkenntnis: so spannend, anregend und lehrreich kann Vergangenheit für die Schüler sein! Zu besprechen gibt es viel. Über museumspädagogische Arbeit, attraktive Angebote für Jugendliche, die Stellung des Geschichtsunterrichts in den Lehrplänen, die Bedeutung des Themas für die Region und die Zukunft dieser ganzen Arbeit. Wir kehren heim, als die meisten Schüler schon zu Hause sind und anders als sie an ihrem ersten Tag im neuen Schuljahr, haben wir fast so etwas wie eine paar selbst gestellte Hausaufgaben im Gepäck. Und auch anders als die Schüler, freuen wir uns darüber.

T.Voigt / E.Holland

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